Abstandseinhaltungserfassungsvorrichtung
Die Abstandseinhaltungserfassungsvorrichtung klingt wie ein High-Tech-Gerät aus einem Verkehrsüberwachungszentrum – tatsächlich handelt es sich dabei schlicht um die weißen Querstreifen, die auf Autobahnen oder Schnellstraßen aufgebracht sind. Sie helfen Autofahrern, den richtigen Sicherheitsabstand zum vorausfahrenden Fahrzeug einzuschätzen. Was im Alltag „Markierungen“ heißt, wird im Amts- und Beamtendeutsch zur „Vorrichtung“ – und damit offiziell aufgeladen.
Herkunft & Entstehung
Der Begriff setzt sich aus mehreren typisch deutschen Komposita zusammen:
- „Abstand“ = räumliche Distanz zwischen Fahrzeugen
- „Einhaltung“ = die Pflicht, Regeln zu befolgen
- „Erfassung“ = hier: Kontrolle oder Messung
- „Vorrichtung“ = Einrichtung, technisches Hilfsmittel
Das Wort wirkt dadurch technisch und komplex, obwohl es letztlich um ein paar aufgemalte Linien geht.
Verwendung im Beamtendeutsch
In Verwaltungstexten und Polizeiberichten taucht der Begriff auf, wenn es um die Kontrolle von Abständen im Straßenverkehr geht. So kann in Protokollen stehen:
„Die Abstandseinhaltungserfassungsvorrichtung wurde auf dem Streckenabschnitt A5 installiert, um eine visuelle Kontrolle des Mindestabstandes zu ermöglichen.“
Statt von „Querstreifen zur Abstandskontrolle“ oder schlicht „Markierungen“ zu sprechen, wird durch den Begriff der Anschein erweckt, es handle sich um eine technische Anlage.
Warum wird so gesprochen?
- Euphemismus & Komplexität: Ein einfaches Wort wie „Streifen“ wirkt wenig fachlich. „Abstandseinhaltungserfassungsvorrichtung“ klingt dagegen nach Ingenieurskunst.
- Objektivitätsanspruch: Der Begriff verleiht einer simplen Maßnahme den Anschein von Präzision und Wissenschaftlichkeit.
- Bürokratische Tradition: Amtsdeutsch neigt zu Bandwurmwörtern, die scheinbar maximale Exaktheit liefern – auch wenn sie eher Verwirrung stiften.
Kulturelle Bedeutung
Die „Abstandseinhaltungserfassungsvorrichtung“ ist ein Paradebeispiel dafür, wie Verwaltungssprache alltägliche Dinge überhöht. Aus einer praktischen Markierung auf der Fahrbahn wird sprachlich ein quasi-technisches Gerät. Das verdeutlicht die Tendenz des Beamtendeutsch, selbst einfache Sachverhalte in einer Sprache zu verpacken, die Distanz schafft und zugleich Autorität ausstrahlt.
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