Spontanvegetation
Spontanvegetation ist ein Begriff aus der Fach- und Amtssprache, der primär im Bereich der öffentlichen Verwaltung, insbesondere im Umwelt-, Bau- und Grünflächenmanagement verwendet wird. Er bezeichnet Pflanzenbewuchs, der sich ohne menschliches Zutun oder gezielte Pflanzung auf einer Fläche ansiedelt – salopp gesagt: Unkraut. Die Bezeichnung ist ein typisches Beispiel für eine euphemistische Umschreibung in der Verwaltungssprache.
Herkunft & Entstehung
Der Begriff setzt sich aus den lateinischen und botanischen Wortbestandteilen „spontan“ (lat. sponte = freiwillig, aus eigenem Antrieb) und „Vegetation“ (lat. vegetatio = das Wachsen, das Pflanzenleben) zusammen. Die Wortbildung ist typisch für die Fachsprache in Biologie, Landschaftsplanung und Urbanistik. Im Verwaltungsjargon dient sie dazu, unangenehm oder wertend behaftete Begriffe wie „Unkraut“ durch eine neutralere, „objektiv“ klingende Ausdrucksweise zu ersetzen.
Verwendung im Beamtendeutsch
Im Beamtendeutsch wird der Begriff zumeist in Berichten, Protokollen oder Planungspapieren verwendet, in denen auf Flächenbewuchs hingewiesen wird, der nicht beabsichtigt war – beispielsweise an Straßenrändern, Gehwegen oder auf ungenutzten städtischen Grundstücken. Dabei handelt es sich meist um Pflanzen wie Löwenzahn, Giersch, Brennnesseln oder Gräser, die als störend oder pflegeaufwendig gelten.
Statt „Unkraut entfernen“ heißt es dann etwa:
„Die Entfernung von Spontanvegetation im Bereich des Gehwegpflasters ist im Rahmen der regelmäßigen Pflege vorgesehen.“
Auch Begriffe wie “ungewollte Begleitvegetation” oder “nicht planmäßiger Pflanzenbewuchs” sind verwandte Formulierungen.
Warum wird so gesprochen?
Die Verwendung von Begriffen wie „Spontanvegetation“ hat mehrere Gründe:
- Euphemismus: „Unkraut“ ist emotional und wertend besetzt. „Spontanvegetation“ klingt neutral und vermeidet negative Konnotationen.
- Objektivitätsanspruch: In der Verwaltungssprache soll die Sprache „sachlich“ und „genau“ erscheinen – auch wenn das zu Unklarheiten im Alltagsverständnis führt.
- Technokratie & Fachsprache: Die Nähe zur Fachsprache der Ökologie und Stadtplanung verleiht der Verwaltungstätigkeit vermeintlich wissenschaftliche Autorität.
Kulturelle Bedeutung
Sprachlich spiegelt sich im Begriff auch der Drang nach Ordnung und Kontrolle wider, der vielen staatlichen Regelwerken zugrunde liegt. Die „Spontaneität“ der Natur wird als Problem gefasst, das geregelt oder entfernt werden muss – allerdings mit möglichst neutraler Sprache. Dies passt zur sogenannten „Verwaltungsprosa“, die oft durch Unpersönlichkeit, Passivkonstruktionen und Fachtermini geprägt ist.
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