Veröffentlicht am: 29.03.2023 | Bearbeitet am: 02.05.2024 | Autor: M. Bogen

Der öffentliche Dienst in Deutschland:
Tätigkeiten, Berufe und Karrieremöglichkeiten

Der öffentliche Dienst ist einer der wichtigen Arbeitgeber in Bund, Ländern und Kommunen in Deutschland und beschäftigt derzeit rund 4,7 Millionen Menschen. Zählt man die 370.000 Beschäftigten in der Sozialversicherung hinzu, sind es zum ersten Mal seit über 20 Jahren sogar insgesamt wieder über fünf Millionen Beschäftigte.

Laut dem Statistischen Bundesamt arbeiten davon etwa

  • 2,3 Millionen beim Bund,
  • 1,8 Millionen bei den Ländern und
  • etwa 600.000 bei den Kommunen.

Knapp 40 Prozent der Beschäftigten im öffentlichen Dienst sind verbeamtet. Die restlichen 60 Prozent arbeiten dagegen als Angestellte nach TVöD, dem Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst. Da die beiden Begriffe nicht immer ganz leicht auseinanderzuhalten sind, wollen wir versuchen, zunächst einmal etwas Licht in die Unterschiede in Bezug auf Rechtsstellung, soziale Absicherung und Arbeitsbedingungen zu bringen.

Wie sich Beamte und Angestellte im öffentlichen Dienst unterscheiden

Der größte Unterschied zwischen Beamten und Angestellten im öffentlichen Dienst besteht vor allem darin, dass Beamte einen besonderen „Status“ besitzen. Sie werden auf Lebenszeit ernannt und profitieren damit unter anderem von einer extrem hohen Arbeitsplatzsicherheit. Zudem unterliegen sie einer besonderen Treuepflicht gegenüber dem Staat und haben weniger Mitbestimmungsrechte als Angestellte. Angestellte hingegen sind über befristete oder unbefristete Arbeitsverträge beschäftigt und genießen mehr Mitbestimmungsrechte – gerade auch in Sachen Tarifverhandlungen.

Was das genau bedeutet und wo die jeweiligen Vor- und Nachteile konkret liegen, erklären wir nun etwas detaillierter.

  • Soziale Absicherung: Beamtenversorgung vs. gesetzliche Rentenversicherung
    Ein wichtiger Unterschied betrifft die soziale Absicherung. Beamte sind in der Regel nicht in der gesetzlichen Rentenversicherung versichert, sondern erhalten im Ruhestand eine beamtenrechtliche Versorgung. Diese Versorgung basiert auf einer festen Altersgrenze und berücksichtigt die individuelle Dienstzeit und das erreichte Besoldungsamt. Angestellte im öffentlichen Dienst hingegen sind, wie andere Arbeitnehmer auch, in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert. Ihre Alterssicherung richtet sich nach den allgemeinen Regelungen der gesetzlichen Rentenversicherung und hängt von der Höhe der eingezahlten Beiträge und der Dauer der Versicherungszeit ab.

  • Krankenversicherung: Beihilfeberechtigung vs. gesetzliche Krankenversicherung
    In Sachen Krankenversicherung gibt es ebenfalls Unterschiede. Beamte erhalten in der Regel eine sogenannte Beihilfeberechtigung. Das bedeutet, dass sie einen Teil ihrer Krankheitskosten (in der Regel fünfzig Prozent) vom Dienstherrn erstattet bekommen. Den verbleibenden Anteil decken sie über eine private Krankenversicherung ab. Angestellte im öffentlichen Dienst sind hingegen für gewöhnlich in der gesetzlichen Krankenversicherung versichert.

  • Arbeitsbedingungen: Kündigungsschutz, Beförderung und Gehalt
    Im Bereich der Arbeitsbedingungen unterscheiden sich Beamte und Angestellte ebenfalls. Beamte genießen einen besonderen Kündigungsschutz und können nur in sehr engen Grenzen entlassen werden. Angestellte hingegen unterliegen den allgemeinen Regelungen des Kündigungsschutzes. Dafür sind Beförderungen und Gehaltserhöhungen bei Beamten in der Regel an das Erreichen bestimmter Besoldungsämter geknüpft. Bei Angestellten im öffentlichen Dienst gelten stattdessen tarifliche Regelungen. Hierbei sind die Gehälter in Entgeltgruppen eingeteilt und steigen im Laufe der Beschäftigungsdauer.

  • Arbeitszeit und Urlaub: Gleiche Regelungen, unterschiedliche Flexibilität
    In Bezug auf Arbeitszeit und Urlaub gelten sowohl für Beamte als auch für Angestellte im öffentlichen Dienst immerhin relativ ähnliche Regelungen. Beide Beschäftigtengruppen haben Anspruch auf eine tariflich oder gesetzlich festgelegte Wochenarbeitszeit sowie auf Urlaubstage gemäß ihrer tariflichen (oder gesetzlichen) Vereinbarungen. Allerdings genießen Beamte oftmals eine größere Flexibilität in der Gestaltung ihrer Arbeitszeit und können in einigen Fällen auch mehr Urlaubstage in Anspruch nehmen.

  • Pflichten und Loyalität: Hoheitliche Aufgaben und besonderes Treueverhältnis
    Beamte sind in besonderem Maße zur Neutralität, Loyalität und Verschwiegenheit verpflichtet und haben ein besonderes Treueverhältnis zu ihrem Dienstherrn. Das bedeutet, dass sie ihre Aufgaben im Interesse des Gemeinwohls und unparteiisch erfüllen müssen. Angestellte im öffentlichen Dienst unterliegen zwar auch einer Loyalitätspflicht, jedoch ist diese weit weniger streng ausgeprägt. Zudem sind Beamte oftmals für hoheitliche Aufgaben zuständig, die dem Staat vorbehalten sind. Dazu zählen beispielsweise die Rechtsprechung, die Polizei oder die Verwaltung. Angestellte im öffentlichen Dienst können zwar ebenfalls in hoheitlichen Bereichen tätig sein, das ist jedoch eher die Ausnahme.

Karrieremöglichkeiten im öffentlichen Dienst

Sie werden es bereits ahnen: Auch in Sachen Aufstieg und Karriere unterscheidet sich ein Berufsverhältnis mit dem Bund, den Ländern, den Gemeinden und anderen öffentlichen Betrieben oder Institutionen deutlich von einer "normalen" Karriere in der Privatwirtschaft. Wo genau die größten Unterschiede beim Karrieremachen lauern, sehen wir uns daher nun noch einmal genauer an.

Beamte im öffentlichen Dienst: Laufbahngruppen und Beförderungen gibt es nicht nur in der Verwaltung

Für Beamte gibt es verschiedene Laufbahngruppen, die sich nach der Qualifikation und den Anforderungen der jeweiligen Tätigkeiten richten. Diese Laufbahngruppen sind unterteilt in den einfachen, mittleren, gehobenen und höheren Dienst. Innerhalb dieser Laufbahngruppen können Beamt*innen durch Beförderungen aufsteigen, die in der Regel an das Erreichen bestimmter Besoldungsämter geknüpft sind.

Die Beförderungschancen von Beamt*innen hängen dabei unter anderem auch vom Erfüllen der dienstlichen Anforderungen, der persönlichen Leistung und dem Bedarf an höherwertigen Stellen ab. Zudem kann es vorkommen, dass ein Wechsel in eine andere Laufbahngruppe durch eine entsprechende Qualifizierung möglich wird.

Angestellte im öffentlichen Dienst: Tarifliche Regelungen und Entgeltgruppen als bestimmende Größen

Angestellte im öffentlichen Dienst unterliegen tariflichen Regelungen, die ihre Karrierechancen beeinflussen - hatten wir ja bereits erwähnt. Die Gehälter sind in Entgeltgruppen eingeteilt, die sich nach Tätigkeitsmerkmalen und Anforderungen der jeweiligen Stellen richten. Innerhalb einer Entgeltgruppe gibt es verschiedene Stufen, die Angestellte im Laufe ihrer Beschäftigungsdauer erreichen können.

Die Aufstiegschancen von Angestellten im öffentlichen Dienst hängen zudem deutlich stärker von der individuellen Performance der oder des Einzelnen ab. Außerdem können Angestellte im öffentlichen Dienst auch durch Fort- und Weiterbildungen ihre Karrierechancen nachhaltig verbessern.

Private Wirtschaft: Individuelle Karrierewege und vielfältige Möglichkeiten, dafür aber weniger Sicherheit als im öffentlichen Dienst

In der privaten Wirtschaft sind die Karrierewege oft weniger festgelegt und bieten eine größere Vielfalt an Möglichkeiten. Hier spielen Faktoren wie persönliche Leistung, Erfahrung, Netzwerke und die jeweilige Unternehmenskultur eine wichtige Rolle für den beruflichen Aufstieg. Zudem können Fort- und Weiterbildungen sowie der Wechsel zu einem anderen Unternehmen neue Karrierechancen eröffnen.

Handwerker, Quereinsteiger & Co aufgepasst: Berufe beim Staat gibt es nicht nur in der Verwaltung!

Was viele Arbeitsuchende oft übersehen: Neben einer Beschäftigung beim Bund, den Ländern oder in den Kommunen gibt es zahlreiche weitere Betriebe und Institutionen der öffentlichen Hand, bei denen man arbeiten kann. Dazu zählen beispielsweise Krankenhäuser, Schulen, Universitäten, Forschungseinrichtungen, Bibliotheken, Theater oder Museen. Aber natürlich auch städtische Betriebe wie die Abfallwirtschaft, viele Stadtwerke oder die öffentlichen Verkehrsbetriebe.

Die Tätigkeitsbereiche in den verschiedenen Branchen und Aufgabengebieten reichen dabei von administrativen Tätigkeiten bis hin zu handwerklichen Berufen. Zu den klassischen, eher allgmein bekannten Berufsbildern im öffentlichen Dienst gehören unter anderem Verwaltungsfachangestellte, Lehrer*innen, Polizisten*innen, Feuerwehrleute und Justizvollzugsbeamte.

Darüber hinaus gibt es bei den Arbeitgebern der öffentlichen Hand nahezu alle Berufsbilder, die man auch in der privaten Wirtschaft findet.

Karrieremöglichkeiten im öffentlichen Dienst

Entgegen der landläufigen Meinung, dass man im öffentlichen Dienst keine Karriere machen könnte und jahrelang auf der Stelle tritt, bis man sich eine Beförderung irgendwann "ersitzt", bietet ein Arbeitsverhältnis mit der öffentlichen Hand als Arbeitgeber (bei Angestellten) oder Dienstherr (bei Beamten) jede Menge individueller Entwicklungs- und Aufstiegschancen. So können Beamte und Beamtinnen nicht nur über das Erreichen einer bestimmten Anzahl an Berufsjahren aufsteigen. Auch für Sie winken leistungsbezogene Beförderungen, durch die sie in höhere Ämter rücken und damit höhere Gehälter erreichen. Auch Angestellte können durch Weiterbildungen und Qualifizierungen in höhere Entgeltgruppen aufsteigen.

Die Höhe des Gehalts im öffentlichen Dienst richtet sich nach dem jeweiligen Tarifvertrag oder der Besoldungstabelle. Die Besoldungstabellen unterscheiden sich je nach Laufbahngruppe und Bundesland. Auch die Arbeitszeitregelungen und Arbeitsbedingungen können je nach Bundesland oder Kommune unterschiedlich sein.

Karrieremöglichkeiten im öffentlichen Dienst auf Bundesebene

Wer beim Bund arbeiten möchte, kann beispielsweise eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten machen oder eine Laufbahn als Beamter im gehobenen oder höheren Dienst einschlagen. Auch ein Studium der Verwaltungswissenschaften oder der Rechtswissenschaften ist möglich.

Neben den klassischen Verwaltungstätigkeiten bietet der Bund auch Karrieremöglichkeiten in technischen und wissenschaftlichen Berufen. Beispiele für technische Berufe beim Bund sind Ingenieur*innen oder Informatiker*innen. Im Bereich der Wissenschaft sind Stellen beispielsweise in Forschungseinrichtungen wie dem Bundesinstitut für Risikobewertung, in den Bundesministerien, dem Bundesrechnungshof oder dem Robert Koch-Institut zu finden.

Berufe & Karriere im öffentlichen
Dienst der Länder

Auch bei den Ländern gibt es zahlreiche Berufsmöglichkeiten im öffentlichen Dienst. Wer beispielsweise als Lehrer oder Lehrerin arbeiten möchte, kann sich für das Lehramtsstudium einschreiben. Da das staatliche Bildungssystem in der Bundesrepublik Deutschland föderal organisiert ist, arbeiten sowohl Angestellte als auch verbeamtete Lehrkräfte an öffentlichen Bildungseinrichtungen später für einen Dienstherren des jeweiligen Bundeslandes.

Natürlich gibt es darüber hinaus auch viele Karrieremöglichkeiten im Bereich der Verwaltung auf Länderebene. So kann man beispielsweise als Beamter im gehobenen oder höheren Dienst arbeiten oder eine Ausbildung zum/zur Verwaltungsfachangestellten absolvieren. Auch in den Bereichen Polizei und Justiz gibt es zudem jede Menge Stellenangebote.

Berufsaussichten und Chancen
bei den Kommunen

In den Kommunen gibt es ebenfalls eine Vielzahl von Tätigkeiten und Berufen im öffentlichen Dienst. Hier sind für gewöhnlich vor allem viele Stellen im Bereich des öffentlichen Nahverkehrs, bei regionalen Versorgungsbetrieben wie den Stadtwerken oder in der Abfallwirtschaft frei.

Auch in der Verwaltung von Städten und Gemeinden gibt es zahlreiche Möglichkeiten, beispielsweise als Beamter im gehobenen oder höheren Dienst oder als Verwaltungsfachangestellte/r. Im sozialen Bereich sind für gewöhnlich auch professionelle Erzieher*innen oder Sozialarbeiter*innen stets begehrt.

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