Ausbildung oder Studium: Was passt zu wem?
Sie möchten im öffentlichen Dienst durchstarten – aber sind unsicher, welcher Weg der Richtige ist? Ausbildung oder Studium? Praxis oder Theorie? Früher Berufseinstieg oder akademische Qualifikation?
Fest steht: Der öffentliche Dienst bietet in beiden Fällen eine sichere Perspektive, faire Bezahlung und sinnstiftende Aufgaben. Doch die Wege dorthin unterscheiden sich deutlich. In diesem Artikel zeigen wir Ihnen, worin die Unterschiede liegen, welche Voraussetzungen Sie mitbringen sollten – und wie Sie herausfinden, welcher Bildungsweg am besten zu Ihren Stärken und Zielen passt.
Ausbildung im öffentlichen Dienst
Die Ausbildung im öffentlichen Dienst ist dual aufgebaut: Sie arbeiten in einer Behörde oder Einrichtung und besuchen parallel die Berufs- oder Verwaltungsschule. Die Ausbildungszeit beträgt in der Regel zwei bis drei Jahre – je nach Beruf und Bundesland.
Dafür erhalten Sie ein monatliches Ausbildungsgehalt nach Tarif, das mit jedem Ausbildungsjahr steigt. Geregelte Arbeitszeiten, 30 Urlaubstage und eine hohe Übernahmequote machen die Ausbildung besonders attraktiv. Um sich für eine Ausbildung zu bewerben, sollten Sie in der Regel Folgendes mitbringen:
- mindestens einen Realschulabschluss (manchmal genügt auch ein Hauptschulabschluss mit abgeschlossener Berufsausbildung)
- Zuverlässigkeit, Verantwortungsbewusstsein und Teamfähigkeit
- je nach Laufbahn: deutsche Staatsbürgerschaft, gesundheitliche Eignung und gegebenenfalls eine Sicherheitsüberprüfung
Was ist typisch für die Ausbildung?
Eine Ausbildung bietet Ihnen einen festen Rahmen, klare Abläufe und eine strukturierte Betreuung. Theorie und Praxis sind eng verzahnt – und Sie lernen direkt im Arbeitsalltag, worauf es ankommt.
- Fester Rahmen und klar strukturierte Inhalte
- Enge Betreuung durch Ausbilder
- Kombination aus Theorie und Praxis
- Regelmäßige Prüfungen und Bewertungen
- Abschlussprüfung mit staatlich anerkanntem Berufsabschluss
- Hohe Übernahmequote bei guten Leistungen
Typische Ausbildungsberufe
Im öffentlichen Dienst gibt es viele spannende Ausbildungsberufe – je nach Interessenlage verwaltend, sozial, technisch oder sicherheitsorientiert:
- Verwaltungsfachangestellte/r
- Justizfachangestellte/r
- Fachangestellte/r für Arbeitsmarktdienstleistungen
- Fachinformatiker/in für Systemintegration
- Verwaltungswirt/in im mittleren, nichttechnischen Dienst
- Polizeivollzugsbeamte/r oder Zollobersekretär/in
- Regierungssekretär/in zum Beispiel im Auswärtigen Amt oder Nachrichtendienst
Typische Tätigkeitsfelder im Beruf nach der Ausbildung
Nach dem erfolgreichen Abschluss stehen Ihnen vielfältige Einsatzmöglichkeiten offen. Ihre Aufgaben sind in der Regel sehr praxisnah und bürgerorientiert. Dazu zählen unter anderem:
- Sachbearbeitung in Bürgerbüros, Personal- oder Finanzabteilungen
- Außendienst bei Polizei, Zoll oder Ordnungsbehörden
- IT-Administration in Bundes- oder Landesbehörden
- Justizverwaltung in Gerichten oder Staatsanwaltschaften
- Bürgerbetreuung, Antragsbearbeitung, Schriftverkehr
- Tätigkeiten in Jobcentern, Sozial- und Gesundheitsämtern
Mit Fortbildungen oder Aufstiegslehrgängen können Sie sich später für Führungsaufgaben qualifizieren.
- Möchte ich lieber konkret mitarbeiten, statt lange nur Theorie zu lernen?
- Lege ich Wert auf Sicherheit, geregelte Arbeitszeiten und feste Abläufe?
- Reicht mir ein mittlerer Schulabschluss, um direkt ins Berufsleben zu starten?
- Fühle ich mich wohl im Team und im Kontakt mit Menschen?
- Bin ich bereit, mich später durch Fortbildungen weiterzuentwickeln?
Das Studium im öffentlichen Dienst
Ein duales Studium im öffentlichen Dienst kombiniert akademisches Wissen mit praktischer Erfahrung. Sie studieren an einer Fachhochschule für öffentliche Verwaltung und absolvieren zugleich Praxiseinsätze in Behörden.
Das Studium dauert in der Regel drei Jahre. Während dieser Zeit erhalten Sie Anwärterbezüge, also ein monatliches Gehalt. Sie haben Anspruch auf Urlaub und profitieren von geregelten Studienstrukturen. Für ein duales Studium benötigen Sie in der Regel:
- die Fachhochschulreife oder das Abitur
- gute Leistungen, besonders in Deutsch, Politik, Mathe oder Wirtschaft
- ein erfolgreich absolviertes Auswahlverfahren (Tests, Interviews, eventuell Sportprüfung)
- häufig: deutsche Staatsbürgerschaft, gesundheitliche Eignung und persönliche Zuverlässigkeit
Was ist typisch für das Studium?
Ein Studium im öffentlichen Dienst ist strukturiert und anspruchsvoll – mit abwechselnden Theorie- und Praxisphasen. Sie lernen wissenschaftlich zu denken, übernehmen Verantwortung und arbeiten gleichzeitig an echten Projekten in der Verwaltung. Typisch für das duale Studium sind:
- starker Theorieanteil mit rechtlichen, wirtschaftlichen oder gesellschaftlichen Themen
- abwechselnde Praxis- und Theoriephasen
- regelmäßige Prüfungen, Hausarbeiten und Projektarbeit
- Abschlussarbeit zu einem praxisnahen Thema
- zielgerichtete Vorbereitung auf Fach- und Führungsfunktionen
- hohe Eigenverantwortung, intensive Lernphasen
Typische Studiengänge
Die Bandbreite an Studiengängen im öffentlichen Dienst ist groß und richtet sich nach Ihren persönlichen Interessen und Stärken. Beliebte Studiengänge sind zum Beispiel:
- Public Management / Allgemeine Verwaltung
- Polizeivollzugsdienst (zum Beispiel bei Bundespolizei oder Landespolizei)
- Verwaltungsinformatik
- Rechtspflege (zum Beispiel bei Justizbehörden)
- Sozialverwaltung / Soziale Arbeit im öffentlichen Dienst
- Steuer- und Finanzverwaltung
Typische Tätigkeitsfelder nach dem Studium
Nach dem Studium übernehmen Sie verantwortungsvolle, oft koordinierende oder leitende Aufgaben – meist im gehobenen Dienst. Ihre Rolle ist strategischer und umfasst häufig auch Personal- oder Projektverantwortung. Einsatzbereiche sind zum Beispiel:
- Leitung von Fachbereichen oder Teams
- Planung und Steuerung in Personal-, Haushalts- oder Bauabteilungen
- Digitalisierung öffentlicher Prozesse
- Strategische Bürgerberatung und Fallbearbeitung
- Einsatzleitung bei Polizei oder Zoll
- Kommunikations-, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
- Projektmanagement in Bildung, Umwelt oder Infrastruktur
Der Aufstieg in den höheren Dienst ist mit einem Masterstudium oder beruflicher Erfahrung möglich.
- Habe ich ein (Fach-)Abitur und Spaß an theoretischen Inhalten?
- Arbeite ich gerne selbstständig und eigenverantwortlich?
- Interessiere ich mich für Themen wie Recht, Gesellschaft oder Verwaltung?
- Komme ich mit Prüfungsphasen und Leistungsdruck gut zurecht?
- Möchte ich später Führungsaufgaben oder Projektverantwortung übernehmen?
Welcher Weg passt zu Ihnen?
Ob Sie lieber direkt in die Praxis starten oder sich erst fundiertes Fachwissen aneignen möchten – sowohl Ausbildung als auch Studium im öffentlichen Dienst bieten Ihnen sichere Perspektiven und sinnvolle Aufgaben. Wichtig ist, dass der Weg zu Ihren Stärken und Zielen passt. Hören Sie auf Ihr Gefühl, prüfen Sie Ihre Prioritäten – und finden Sie den Einstieg, der wirklich zu Ihnen passt.